

Wo Musik Begegnung wird.


Lehrmeister Bach
Sonntag, 23. November 2025, 19 Uhr
KARTÄUSERKIRCHE DES WAISENHAUSES, THEODORSKIRCHPLATZ 7, BASEL
Programm
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Johann Sebastian Bach (1685-1750) Orgeltriosonate in d-Moll
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Friedrich Christian Samuel Morheim[1] (1719-1780) Trio in g-Moll für Orgel
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Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784) Choralvorspiel «Wir danken dir, Herr Jesu Christ»
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Heinrich Nikolaus Gerber[2] (1702-1775) Inventio I für Orgel
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Johann Ludwig Krebs[3] (1713-1780) Trio VI in a-Moll für Flöte, Violine, Bassocontinuo
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Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) Adagio per il Organo
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Johann Ludwig Krebs Päambulum, Fughetta und Choral über «Allein Gott in der Höh sei Ehr» für Cembalo aus der Klavier-Übung von 1744
Johann Gottlieb Goldberg[4] (1727-1756) Triosonate in C-Dur für Flöte, Violine, Bassocontinuo
[1] F. C. S. Morheim genoss an der Thomasschule Unterricht unter Bach und war Notenkopist einigen seiner Kompositionen. Es wird spekuliert, dass er auch Privatschüler war.
[2] H. N. Gerber war Privatschüler und in seiner Abschrift haben u.a. die Französischen und Englischen Suiten überlebt.
[3] J. L. Krebs war ein begnadeter Organist und einer von Bachs Lieblingsschülern. Eine Anekdote besagt, dass Bach seinen Respekt mit der Aussage «der einzige Krebs in meinem Bache» ausgedrückt haben soll.
[4] J. G. Goldberg wurde von Bach als einer seinen fähigsten Schülern bezeichnet. Für ihn wurden die nach ihm benannten Goldberg Variationen geschrieben. Die Triosonate in C-Dur wurde lange Bach selber zugeschrieben.
Ensemble Ad Fontes
Simone Anne Aeberhard, Blockflöten - Mojca Gal, Barockvioline - Bruno Hurtado Gosalvez, Cello - Niels Pfeffer, Theorbe - Thomas Leininger, Cembalo
Zu seinen Lebzeiten war Johan Sebastian Bach vor allem als virtuoser Musiker bekannt und während seiner Zeit in Leipzig (1723-1755) als Lehrer begehrt. Als Thomaskantor war Bach nicht nur für den Musikunterricht der Schüler der Thomasschule, sondern auch für die Musik an den vier Hauptkirchen verantwortlich. Somit war er sehr stark am musikalischen Schaffen in Leipzig beteiligt. Neben dem musikalischen Unterricht, den seine Kinder genossen (vier seiner Söhne wurden ihrerseits bekannte Komponisten), unterrichtete Bach zahlreiche Privatschüler. Der Unterricht enthielt nicht nur das Clavierspiel (sämtliche Tasteninstrumente), die Schüler wurden unter andrem auch in Komposition unterwiesen und erledigten für ihn Kopisten Arbeiten seiner Kompositionen
Zu Beginn dieses Konzertes steht eine von sechs Orgeltriosonaten. Diese dienten wahrscheinlich als Unterrichts- und Studienmaterial für Bachs ältesten Sohn Wilhelm Friedemann. Einzelne Sätze adaptierte Bach von bereits bestehenden Werken oder verwendete diese später in einem anderen Kontext wieder. Bachforscher gehen davon aus, dass einigen Orgeltriosonaten verschollene Instrumentaltrios vorangingen. Bachs musikalisches «Recycling» hat uns inspiriert und angeregt, sein Schaffen in der Musik seiner Schüler zu entdecken und für unsere Besetzung zu adaptieren. So erklingen die Orgelstücke in neuen Facetten in einer Kammermusikversion.
Bachs Kompositionsstil entsprach nicht dem Geschmack der damaligen Zeit und wurde als unnatürlich und kompliziert angesehen. Nach seinem Tode gerieten Bachs Komposition bis zur «Bach-Renaissance» 1829 (Wiederaufführung von Bachs h-Moll Messe durch Felix Mendelssohn Bartholdy) mehrheitlich in Vergessenheit. Bachs Kompositionsstil lebte aber durch seine Schüler weiter und ist oft klar erkennbar, auch wenn sich der Kompositionsstil entsprechend dem Geschmack der Zeit verändert hat.